Münster: Das Geld reicht nicht

Für die neue Heizung klafft eine große Finanzierungslücke - und die Kosten steigen

Von Josef Wittmann

 

Neumarkt. Vor Jahresfrist drohte die Schließung des Münsters St. Johannes wegen der brandgefährlichen Elektrik aus den 50er Jahren. Trotz klammer Finanzen und Bau­stopp versprach das Bistum da­mals der Pfarrei 150 000 Euro Geldspritze. Aber für die Er­neuerung der Sitzheizung machte Eichstätt keine Mittel locker. Frierende Gottesdienst­besucher seien kein Sicher­heitsrisiko. „Das ging uns zu weit. Wir haben überwiegend ältere Leute hier in der Kirche", schüttelt sich Franz Kirchen­pfleger Ebenhöch noch immer bei dem Gedanken an diese Zu­mutung. „Wenn jeden friert, kommt doch keiner mehr."

Inzwischen ist viel passiert. Die Kosten sind auf 350 000 Euro angewachsen. Davon 100 000 Euro für die Heizung, die von der Kirchenstiftung al­lein gestemmt werden muss. Alles in allem kommen auf die Neumarkter Pfarrei bis zu 180 000 Euro Eigenanteil zu. Obwohl schon 60 000 Euro ge­spendet wurden, klafft eine Fi­nanzierungslücke von bis zu 100 000 Euro, seufzt Ebenhöch. Die Pfarrei bittet deshalb wei­ter um Spenden. Auch auf fi­nanzielle Unterstützung aus dem benachbarten Rathaus für das religiöse Wahrzeichen der Stadt hofft man.

Kupferkabel bereits verlegt

Hunderte Meter teures Kupfer­kabel wurden schon vom Glo­ckenturm herunter über den Dachstuhl bis in die Kirchen­halle verlegt. Bevor die Elektro­anlage, die die Firma Niebler einbaut, von einer Spezialfirma für den Brandschutz abgenommen wird, muss auch noch die Empore mit der Orgel ausge­rüstet werden. „Da kommt dann auch noch ein eigener Schaltkasten rauf", sagt Ebenhöch. Auch der große, in der Sakristei eingepasste, zwei Quadratmeter große Schaltkas­ten muss erneuert werden.

Momentan ist man im Kirchenschiff zu Gange. Die Glühdrähte der neuen Heizkörper sind anders als früher verkleidet und damit auch kindersicher. „Und wir können sie in mehreren Stufen steuern und bei Bedarf auch ausgewählte Bänke heizen, statt immer die ganze Kirche."

Zwei Drittel der Bänke sind bereits entfernt und mit neuen Leitungen und Heizkörpern ausgerüstet, berichtet der Kirchenpfleger. Nun fehlt noch die Wandseite zwischen Sakris­tei und Marienkapelle. Die Fliesenfirma Seemeier aus Berching habe sehr. sauber ge­arbeitet. „Wenn man nicht weiß, wo aufgemacht worden ist, sieht man es nicht", lobt Ebenhöch. Das Steingut dafür stamme wie früher aus Steinbrüchen bei Beilngries.

Das freue auch den Denkmalschutz, der die Arbeiten wohlwollend und fachkundig begleitet habe. Sonst wäre dem Missstand nicht bis voraussichtlich Ende Oktober abzuhelfen gewesen. „Alle Beteiligten haben nach den Richtlinien des Denkmalschutzes sauber gearbeitet." Die neuen Leitungen wurden nicht tiefer als et­wa dreißig Zentimeter verlegt, wo auch nach dem Krieg schon die maroden Leitungen verlegt wurden.

Baenke

Alle Helfer sind über 70

Ohne das halbe Dutzend Kolpingbrüder um Franz Ebenhöch wäre das alles nicht ge­gangen. „Da kommen etwa 400 Arbeitsstunden zusammen", erzählt er. „Wir sind alle schon über 70 und haben kräftig angepackt." Die Kirche ist nicht die erste Baustelle, auf der die Kolpingbrüder helfen. Auch das Schwesternhaus in der Bräugasse haben sie für die Geflüchteten hergerichtet. Eben sowie die neuen Jugendräume der Pfarrei im „Mesnerhaus".

Am kräftezehrendsten sei es am Rainbügl gewesen, wo die Männer nach dem Tod von Pfarrer Hirschbeck „von früh um neun bis zum Abend ohne Pause" schwere neue Fenster gesetzt haben. Neben der Kirche richten sie nach dem Umzug von Kaplan Krämer nach Heiligkreuz jetzt auch die Kaplanswohnung her — für Gotteslohn und höchstens mal für ein Bier oder eine Brotzeit.

„Außer am Mittwoch. Da ist unser Radlfeiertag", stellt Ebenhöch voll Stolz auf seine Männer klar, dass der wöchentliche Radausflug seiner Gemeinschaft heilig ist.

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